Kurzweiliger Abend mit alten Handschriften

Am 06.11.2023 übte Christina Mekelburger im Rahmen der Zoom-Abende zur Mennonitischen Familienforschung mit den Teilnehmenden, alte Schriften zu lesen. Sie hat bereits alte Texte für die Mennonitische Forschungsstelle transkribiert. Astrid von Schlachta konnte sie gewinnen für einen Abend mit einem Brief des Pfälzer Mennoniten-Predigers Peter Weber (1731-1781). Die Mennonitische Forschungsstelle besitzt eine große Sammlung seiner Briefe. Er war vom Pietismus inspiriert und einerseits sehr geachtet, andererseits löste er heftige Kontroversen aus.

Peter Weber förderte das Bibelstudium in Hauskreisen, was den Mennoniten davor fremd war. Ein Teil der Widerstände, die er und seine Anhänger erfuhren, mag in der Sorge begründet gewesen sein, nach außen missionarisch zu wirken, was ihnen seit 100 Jahren, seit der Menistenkonzession von 1664, verboten war, und dabei die erlaubte Zahl von 20 Personen zu überschreiten, die sich damals maximal treffen durften. Das erläuterte Astrid von Schlachta eingangs kurz. Christina Mekelburger zeigte, wie man sich zunächst einen Eindruck verschaffen kann, um welche Art von Text es sich handelt und wie man dann mit den am leichtesten lesbaren Worten beginnt. Die Gruppe schaffte es, den ganzen Text des folgenden Briefes von Georg Bechtel vom 20. März 1766 an Peter Weber zu entziffern

Ahn Petter Weber                                                                                         Zuzenhaußen
in Hartenburg                                                                                                  den 20 .. Mertz 1766
Mein in dem Herren Jesu Viell gelibter Bruter
Dein Viellgelibtes Schreiben Vom 27den Febr wohl
habe wöll erhalten und ich habe Vernomen
daß es eich wuntert wie es Uns gett seitt
Du bey Uns geweßt bist Da kennt Mann Vonn
gar Viell Umstentt sagen Mir haben einen
Wihtter stand der gar entzetlich ist auß der
Ursach ich Dir nitt gleich geschriben habe ich
bitt Du werst es nicht Uibell nehmen Mir
wahren gar gewalteg auf[f]gesucht weill Du
Bey Unß warst und mir [in] Mannheim wahr-
en daß wahr eigenlich die Ur sach daß
Mann Uns hatt heißen still stehen Mir wahren
aber woll damitt zu fritten und mir Nemen
Dir es gar Nicht Vor uibel [l w] ie es bey Uns gett
Da wahren gahr Viell Um[st]ent zu schreiben
Mir wahren schon 3 mall auf dem Rauhhof
und schon ettlich mall der gemeint vorgestelt
und mann hatt uns allen Gemeinten nemlich
10 Gemeingen[!] vorgestelt und verdechtig gemacht
und gesagt es wer Uns Von den Menern eine
Bekantnus zugemut und wir hettens
Nicht angenomen Da wahren die Gemeint
gefragt gefragt [!] ob sie nitt zu inen stimen kennt
Da haben mir gesagt mir nehmen keine Gemeint
an weter die wo Mir Darin bekannt seien
und sie haben auch keine richtige antwort
bekomen Da haben mir uns zu nichts Ver
stanten  Da kenen wir noch nicht wisen waß
Mann mitt Uns machen dut und wir freien
uns im Geist daß es uns gett wie es der libe
Heillant uns schon zu Vor gesagt hatt er gebe
nur Uns daß wir Im recht trei werant kenten
Da Vor haben wir woll zu bitten und wir
Verlangens auch sonterlich an eich libe
freint alle mitteinandter ob mir schon Vielle
Nie Mallen gesehen haben das ir in eirem
Gebett woltent unser gedenck sein
Dann mein bruter Abraham Bechtel und
Jost Klick und Johanes Krebill und seine
Frau laßen eich hertzlich krisen dann daß
erste mall da wir auff den Rauhof beru-
fen wahren wahr der Johanes Krebill
nicht berufen aber zum 2 mall hatt er
kreftig witterstandten Da hatt mann im
Den Dienst auch nitter gelegt und der Abraham
Zeiset hatt sich gewaltig Verstelt ich will nicht
Viell da Von schreiben ich habes dem Jakob
Herschler gesagt wie es wahr weiters habe
Danck Vor Dein krose Lib und [ausgestrichen: kindl] Vetter-
liche Sorge         ich Verbleibe in Liebe Verbunden
                              Gegen Dir und allen Villgelibten
                              sellen in dem Herrn Jesu amen
                                           eir Geringer Brutter Jerg
                                                                       Bechtel

Der Abend war so kurzweilig, dass es sicher eine Fortsetzung geben wird.

Montag 04.12. 2023 wird Hermann Hage über die Familie Habecker berichten: Die Familie Habecker, die zu einem kleinen Teil von der Pfalz auf dem Umweg über das Elsass Anfang des 19. Jahrhunderts nach Bayern kam, gehört den Amischen Mennoniten an. Sie ist erstmals in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts im Kanton Bern genannt. Heute leben Habecker im Berner Jura, in Indiana, Pennsylvania und eben in Bayern. Im Rahmen seiner Arbeit zu den Amischen im Bayern im 19. Jahrhundert hat Hermann Hage die Geschichte des sehr mobilen bayerischen Familienzweiges näher kennengelernt, ihre innerbayerischen Wanderungsbewegungen und ihre Rolle in der amischen Gemeinde München beschrieben und auch festgestellt, dass es familiäre Beziehungen zwischen den Hage und den Habecker gibt.

Wie immer von 19:30 – 21 Uhr, Einwahl über https://www.mennonitischer-geschichtsverein.de/mennonitische-familienforschung-per-zoom/